Donnerstag, 18. Dezember 2014

Menschliches Verhalten in sozialen Netzwerken – Gegenreaktionen

Im mittlerweile sechsten Teil meines Artikels zum menschlichen Verhalten in sozialen Netzwerken werde ich, wie bereits in der Einleitung angekündigt, Inhalte im Netz aufzeigen, mit denen bereits jetzt versucht wird, die in vorherigen Blogposts besprochenen Missstände zu bekämpfen. Die Herangehensweisen der Ersteller könnten dabei unterschiedlicher eigentlich nicht sein: auf der einen Seite gibt es Organisationen, die aktiv daran arbeiten, Nutzer sozialer Netzwerke – unter anderem anhand detaillierter Recherche – auf ihre Fehler aufmerksam zu machen, sie aufzuklären und zu sensibilisieren. Daneben gibt es auch eine ganze Reihe von Menschen, die humorvoll an das Problem herangehen wollen.

Wie Sie bereits aus den Quellenangaben meiner vorherigen Posts entnehmen können, ist die Webseite mimikama.at eine wahre Fundgrube zur Entlarvung von Inhalten wie Falschmeldungen, Überspitzungen oder auch Hetze auf Facebook. Die grobe Vorgehensweise der Betreiber lässt sich leicht skizzieren: entdeckt ein Nutzer einen Beitrag, den er für fragwürdig oder in anderer Weise für unpassend befindet, so kann er diesen per Ticket an das Team von mimikama.at melden. Dort werden die Hintergründe des Beitrags recherchiert, und anschließend werden die aufgefundenen Informationen in einem Artikel auf der Webseite und auf deren Facebook-Seite veröffentlicht. Zusätzlich wird der nun entstandene Beitrag stetig aktualisiert, sofern der besprochene Inhalt wieder an Relevanz gewinnen sollte. Ein anderes Feld, auf dem hier Engagement gezeigt wird, ist auch das aktive Vorgehen gegen Internetbetrüger. Mit der Ticketfunktion hat man die Möglichkeit, Bericht zu erstatten, sollten einem verdächtige Verhaltensweisen auffallen. Das Team wird bei Bedarf auch persönliche Hilfestellungen anbieten, sollte man selbst Opfer von Betrug im Internet geworden sein. Außerdem werden in unregelmäßigen Abständen externe Experten – wie etwa Rechtsanwälte – eingeladen, denen dann in Form eines Facebook-Chats Fragen zu einem bestimmten Thema gestellt werden dürfen. Ebenso hat mimikama.at das Zertifikat "Bedenkenlos klicken" entwickelt. Damit kann man als Seitenbetreiber oder Applikationsentwickler seine Inhalte prüfen lassen, um den Nutzern zu beweisen, dass es sich beim eigenen Angebot nicht um einen Betrugsversuch handelt.
Nebst dieser höchst lobenswerten Recherchearbeit gibt es auch humorvolle Ansätze, die auf Missstände in der aktuellen Internetkultur aufmerksam machen wollen. Hierzu zählt sicherlich auch diese Aktion, bei der Twitter-Nutzer sich über Click-Baiting-Seiten lustig machten. Ein Nutzer verlinkte in seinem reißerisch formulierten Tweet einen anderen reißerischen Tweet, der wiederum auf einen nächsten reißerischen Tweet verlinkte. Worauf dieser Tweet dann verlinkte, ist wohl leicht zu erahnen...

Auf der Webseite des Postillon – einer Satire-Nachrichtenseite – fanden sich auch bereits Artikel, in denen insbesondere heftig.co durch den Kakao gezogen wurde. Unter anderem musste dort der Schlagzeilenredakteur aufgrund emotionaler Erschöpfung in die Nervenklinik eingewiesen werden, oder es wurde eine neue App entwickelt, die automatisch alle Facebook-Freundelöscht, welche die Facebook-Seite von heftig.co abonniert hatten. Letzteres wurde anschließend sogar in die Tat umgesetzt. Allgemeiner wurde hier die "Like-Geilheit" mancher Seitenbetreiber, besonders in moralisch zweifelhaften Fällen, verurteilt.
Übrigens: Wer den typischen Sprüchen der braunen Ecke – oder auch Erstsemestlern – überdrüssig ist, dem sei ein Blick auf diese Seite empfohlen.  



Es bleibt wichtig, zu erwähnen, dass auch der Spaß, den sich unter anderem der Postillon erlaubt, seine Grenzen kennen muss. Postillon-typisch erklärt der Betreiber in diesem Artikel, dass es nicht von Überlegenheit zeugt, sich generell über Menschen lustig zu machen, die auf Satire hereinfallen. Genauso kann man dies auf Menschen, die auf Click-Baiting oder ähnliches hereinfallen, übertragen: humorvolle Ansätze sind zwar effektiv, um verschiedene Themen zur Aussprache zu bringen und Aufmerksamkeit zu erregen, jedoch sollte man nicht vergessen, dass es zu einem besseren Zusammenleben in sozialen Netzwerken auch der effektiven Aufklärung und der Sensibilisierung bedarf. Ein Wermutstropfen bleiben die geringe Empfängnisbereitschaft und die Akzeptanz der Nutzergemeinde für derlei Aufklärungsversuche. Obwohl die Facebook-Präsenz von mimikama.at von mehr als einer halber Million Menschen abonniert wurde, gleicht die Aufgabe dieser Seite leider einem Kampf gegen Windmühlen.


Quellen:

http://www.der-postillon.com/2014/09/neue-facebook-app-loscht-automatisch.html
(Das obere Bild stammt ebenfalls von dieser Seite)

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