In diesem Artikel möchte ich gerne eine kleine
Beschreibung und Analyse über das allgemeine Verhalten mancher
Menschen in sozialen Netzwerken, insbesondere Facebook, aufstellen.
An diesem Punkt weise ich auch sofort darauf hin, dass sich dieses
Thema eigentlich nicht ausführlich im Rahmen eines Blogposts
bearbeiten lässt. Zu groß ist der anzugehende Bereich, um auch nur
annähernd alles abzudecken. Nichtsdestotrotz werde ich einige, für
mich interessante, Phänomene untersuchen. Etwas konkreter umrissen,
soll es im Folgenden um die Reaktionen und resultierendes Verhalten
der Menschen gehen, welche auf Facebook Videos oder Bilder sehen und
diese anschließend (unsachlich) kommentieren und teilen.
Beginnen wollte ich mit folgendem Beispiel:
anscheinend soll in Uganda ein Kind von seinem Kindermädchen
misshandelt worden sein, jedenfalls suggeriert dies die
Videobeschreibung. In einem späteren Schnitt sieht man nun, dass ein
Mann auf eine wehrlose Frau einprügelt. Die Beschreibung erklärt,
dass dies der Vater des Kindes ist, der sich am Kindermädchen rächt.
Dass sich der Sachverhalt so eigentlich nicht zugetragen hat, kann
man hier, hier und hier nachlesen. Der
Seitenbetreiber wollte wohl seine eigene Reichweite erhöhen und hat
sich deshalb dazu verleiten lassen, falsche Informationen online zu
stellen.
Das Interessante an dieser Stelle ist aber, dass das
Video und dessen Hintergrundgeschichte trotzdem unzählige Male
geteilt wurden. Der Grund dahinter könnte wohl an der Funktionsweise
sozialer Netzwerke und der daraus resultierenden Mentalität der
Nutzer liegen. Anfangs sollten solche Netzwerke nämlich dazu dienen,
sich mit seinen Freunden auszutauschen. Erhielt man von jemandem den
Hinweis, sich einen Artikel, Video oder Ähnliches anzuschauen, so
konnte man sich bereits im voraus darauf einstellen, was der
entsprechende Freund einem zeigen wollte, da man ihn ja kannte. Das
Gelesene wird von einem selber eher akzeptiert, wenn man es von einer
Person erhält, welche einem sympathisch ist. Dies machen sich die
Seitenbetreiber zu Nutze. Diejenigen, die den Newsfeed besagter Seite
abonniert haben, sehen den Post und – da sie die Seite kennen und
mögen – teilen diesen mit ihren Freunden. Nun erscheint der Post
auch bei Nutzern, welche nicht direkt in Kontakt mit der Seite
stehen. Sie sehen, dass ein guter Freund eine wichtige Mitteilung hat
und versuchen nun durch das Teilen ihrerseits, diese Information
unter die Leute zu bringen. Ob die geteilte Information stimmt oder
wirklich relevant ist, scheint immer unwichtiger zu werden.
Schließlich hat es jemand aus dem Freundeskreis bereits als wichtig
empfunden, und man nimmt an, dass derjenige sich schon von der
Richtigkeit des Beitrags überzeugt hat.
Zusätzlich erlebt man durch das Teilen solcher
Posts ein Gefühl des Zusammenhalts. Man gehört zu denen, die
versuchen, durch das öffentliche Aufzeigen von Missständen
Aufmerksamkeit zu erregen. Dadurch werden, so der Gedankengang beim
Benutzer, die Verursacher besagten Missstandes bestimmt dazu
gezwungen, für ihren Fehler geradezustehen. Doch ist es nicht
scheinheilig, zu glauben, man würde gegen Probleme in der Welt
ankämpfen, wenn man irgendwelche Inhalte über ein soziales Netzwerk
teilt? Dieses unreflektierte, konzeptlose Handeln lässt sich wohl
getrost als plumper Aktionismus betiteln. Wir erinnern uns alle an
das Kony-Video, welches weltweit für Empörung sorgte. Ungeachtet
der einseitigen Darstellung des Problems und der zweifelhaften
Recherche verbreitete sich das Video wie ein Lauffeuer im Internet.
Einen wirklich positiven Effekt hat das Teilen des Videos nicht
bewirkt, wie man nachher gesehen hat. Als weiteres Beispiel ließe
sich ein Vergewaltigungsskandal aus Indien nennen, der in blutiger
Selbstjustiz endete. Die Wurzel des Problems – die indische Justiz
– blieb unangetastet.
Ein anderes Phänomen ist die Lebensdauer solcher
Beiträge. Manche scheinen nach einem kurzen Aufblühen sofort wieder
zu verschwinden, während andere sehr lange im Umlauf sind. Viele
dürften etwa den hier angesprochenen Beitrag gesehen
haben. Der Witz an der Sache ist, dass die Täter bereits vor Jahren
ihre Strafe erhielten. Viele Seitenbetreiber graben das Bild immer
wieder aus, da es reichlich Klicks und somit Reichweite für ihre
Seite generiert. Die Nachricht, dass die Täter gefasst wurden,
verbreitet sich dagegen nur schleppend bis gar nicht. Allgemein
scheint die Internetgemeinde auf das Thema Tierquälerei sehr gut
anzuspringen, was auch großzügig ausgenutzt wird. Dazu treten wohl
nur noch Beiträge zu sogenannten "Kinderschändern" –
ein schreckliches Wort, welches dem Opfer die "Schande"
zuweist – in Konkurrenz. Oder Kombinationen von beidem.
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Welche Lösungen könnte man für die hier
beschriebenen Probleme suchen? Was unternimmt Facebook bereits in
diesem Moment dagegen? Nicht viel, so hat es jedenfalls den Anschein.
Versucht man, anstößige Inhalte zu melden, so werden Anträge auf
deren Entfernung, besonders im Fall von Gewaltdarstellung und
-verherrlichung, nicht gelöscht. In
diesem Bereich besteht dringender Nachbesserungsbedarf von Seiten der
Betreiber sozialer Netzwerke, wobei auch das geltende Gesetz
gegenüber rechtswidriger Äußerungen im Internet strikter angewandt
werden müsste.
Quellen:
http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-03/kony-2012-invisible-children-kritik
http://www.mimikama.at/allgemein/gewaltvideos-und-hetzkampagnen-was-tut-facebook/
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